Gerade eben habe ich gestaubsaugt. Und da ich beim Staubsaugen immer wunderbar nachdenken kann und mich heute total in meine Gedankengänge verstrickte, überlegte ich, mich direkt hinzusetzen und einen neuen Blogeintrag zu schreiben. Über mich. Über meine Gedanken. Weil ich glaube, dass viele sie teilen werden. Denn ich habe in den letzten Wochen so viele Mails von euch bekommen, weil ihr ähnliche Schicksale hattet wie ich und ich weiß, dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine stehe. Und weil alles aus mir raus muss. Und weil ich euch gern teilhaben lassen möchte. Nicht an allem natürlich. Aber an einem kleinen Teil von mir.
Vielleicht hätte ich früher in so einem Moment meine Freundin Moni angerufen, um mit ihr rumzuphilosophieren. Aber das kann ich nicht mehr. Vielleicht hätte ich auch Jerry einfach alles gesagt. Aber auch das geht nicht mehr. Und vielleicht hätte ich auch einem anderen Freund alles erzählt. Aber auch das geht nicht mehr. Ich habe im letzten halben Jahr so viel verloren von dem, was mich und mein Leben ausmachte. Eine meiner besten Freundinnen. Einen meiner besten Freunde. Und meine geliebte „Lebensgefährtin“ Jerry.
Manchmal glaube ich wirklich, dass mich das Leben „prüfen“ möchte. Ich weiß, dass all das der Lauf des Lebens ist. Ich weiß, dass der Tod zum Leben dazugehört. Ich weiß es. Aber ich verstehe es eben nicht. Ich bin ein Mensch, der gerne neue Dinge erlernt. Ich möchte so vieles wissen, ich möchte die Welt einfach verstehen. Und wenn man es mir oft genug erklärt, dann versteh ich auch wirklich alles. Außer es hat mit Mathematik zu tun. Oder Politik. Oder Erdkunde. Aber alles ist irgendwie erklärbar.
Nur der Tod nicht.
Ich schrieb euch vor ein paar Tagen, dass ich ein Buch gekauft habe. Inzwischen habe ich es gelesen: Zwiesprache mit Tieren. Es geht in dem Buch darum, dass Menschen mit Tieren „reden“ können. Nicht unbedingt mit Worten, sondern vor allem anhand von Bildern, die sich nur im Kopf abspielen. Ob ihr es glaubt oder nicht: einige Dinge davon habe ich wirklich wiedererkannt, wenn ich an das Leben mit Jerry denke. Ich weiß, dass Jerry und ich uns so so nah waren. Ich habe mich zum Beispiel immer gefragt, woher Jerry morgens wusste, dass ich wach bin. Oft war es so, dass ich einfach nur im Bett lag, mich nicht bewegte, die Augen öffnete und ein paar Sekunden später hörte ich „tapp tapp tapp“ auf dem Laminat und Jerry kam zu mir. Ich habe das oft meinen Freunden erzählt und dann immer scherzeshalber gesagt: „Das ist so, als wenn dann morgens beim Aufwachen direkt das W-Lan zu Jerry aktiviert wird!“
Oder es gab Momente, in denen Jerry in einem anderen Raum lag und ich dachte, es wäre schön, wenn sie jetzt zu mir käme. Und ein paar Minuten später war sie bei mir. Natürlich kann das alles Zufall gewesen sein. Aber was, wenn nicht?
Ich habe nicht alles geglaubt, was in dem Buch stand. Aber das Thema mit den toten Tieren hatte mich besonders interessiert. Das Kapitel besagt zum Beispiel, dass Tiere keine Angst vor ihrem eigenen Tod haben. Weil sie wüssten, dass sie wiedergeboren werden. Ja gut … da hab ich dann gedacht: „Klar … der intelligente Mensch aus dem Jahr 2015 WEISS nicht, dass er wiedergeboren wird, aber Tiere schon?“ Doch irgendwie beruhigte mich dieser Gedanke. Auch, dass Jerry vielleicht wieder als Katze zur Welt kommen könnte und sie dann auch wieder den Weg zu mir findet. Zumindest ist mir der Gedanke daran irgendwie sympathisch.
Mit einem Bekannten sprach ich neulich auch über das Thema „Wiedergeburt“ und er empfahl mir dieses Buch:
Hätte mir jemand vor einem halben Jahr gesagt, dass ich mir ein Buch kaufen würde, das mit dem Buddhismus zu tun hat, so hätte ich wohl nur gelächelt und gedacht „Ja nee, is klar!“ Und jetzt? Habe ich die tiefe Hoffnung, dass ich darin Antworten finden kann. Antworten auf die Millionen Fragen, die ich in mir habe und die mir NIEMAND beantworten kann. Und ich finde es sogar „aufregend“, was das Leben im Moment mit mir macht. Ist es nicht irgendwie spannend, zu sehen, welche Wege man plötzlich geht, weil das Leben sich „verschiebt“?
Ich habe in meinen Videos immer gesagt, dass ich kein gläubiger Mensch bin. Ich bin katholisch erzogen worden, habe so ziemlich alles in der Kirche mitgemacht, was man machen konnte (Meßdiener, Kirchenchor, Kirchenzeitung und und und), aber mit 16 wurde mir dann klar, dass ich „daran“ einfach nicht glaube. Ich habe die Zeiten in den Messen immer einfach nur „abgesessen“ und gezählt, wie viele Leute gähnen oder geguckt, wie lange ich die Luft anhalten kann, ohne von der Bank zu kippen. Es hat mich einfach nicht interessiert. Ich habe nicht daran geglaubt.
Und jetzt?
Habe ich das Gefühl, dass ich einen Glauben brauche, der mir Halt gibt. Der mich irgendwie „in der Spur“ hält. Ich möchte verstehen. Ich möchte begreifen. Ich finde mich einfach nicht damit ab, zu sagen „Moni ist tot. Jerry ist tot.“ Ja, ich kann loslassen und das mache ich auch. Ich halte nicht an den beiden fest. Ich liebe sie in meinem Herzen weiter. Aber mir genügt die Aussage „Sie sind tot“ an sich eben einfach nicht. Ich weiß, dass ihre Körper unter der Erde begraben sind. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Aber wo sind ihre Seelen? Wo ist all das, was sie ausmachte? Außer in meinem Herzen. Denn da spüre ich sie immer noch. Viel mehr als je zuvor. Ich habe für sie einen Raum in meinem Herzen eingerichtet, von dem ich jederzeit die Tür öffnen kann und dann bin ich bei ihnen.
Natürlich habe ich noch andere „beste Freundinnen“ und ich bin auch so so froh, dass ich sie habe. Aber dennoch haben Moni, der Freund und Jerry ja ein tiefes Loch in mir hinterlassen. Eine Leere, an deren Seiten ich derzeit keine Haltegriffe finde und die mich manchmal ziellos umherschwirren lassen. Als würde man in einen wasserlosen Brunnen fallen und könne sich an den Seiten nicht festhalten. Und der Fall hört auch einfach nicht auf.
Manchmal macht es mir ein wenig Angst, wenn ich mich selber „betrachte“. Einerseits fühle ich mich so kraftvoll, habe in 1,5 Jahren so viel an meinem Körper und meinem Leben gearbeitet, dass ich mich so wahnsinnig stark fühle. TROTZ der miesen zwei Jahre, in denen Krankheiten und Tod so vorherrschend waren.
Und dann ist da die andere Seite. Das Herz. Das sich so oft einsam fühlt. Dass jetzt gerade anfängt zu weinen. Das so verletzlich ist. Auf dem so oft rumgetrampelt wurde. Das so geschunden ist. Das seine Narben aber nicht zeigen will. Obwohl sie da sind. Und so tief. Und noch lange nicht verheilt.
Ich möchte eine „Brücke“ finden. Zwischen meiner Kraft und meiner Leere. Ich möchte die Leere füllen und versuche das eben mit meinen Aktivitäten und meinem Lebenswandel. Aber die Frage nach dem Sinn ist allgegenwärtig. Ja, der Sinn des Lebens ist Leben. Aber vielleicht wäre es einfacher, wenn ich das Leben verstehen würde. Und wenn ich die Menschen verstehen würde. Aber was, wenn ich es nie verstehe? Ist das dann einfach der Weg, den ich gehen muss, bis auch er endet?
Und das Allerschlimmste ist, dass ich sehe, dass es Menschen gibt, die noch LEBEN. Und trotzdem tot sind. Wenn sie es für sich alleine tun, ist es deren Sache. Aber wenn mein eigenes Leben darin involviert ist, dann tut es mir weh. Dann schreit mein Herz. Dann schreie ich deren Leben an und sie hören es einfach nicht. Und dann fühle ich mich so machtlos ob der Ungerechtigkeit, die ich sehe. Ich weiß, dass diese Menschen wieder richtig leben könnten, wenn sie … ja … wenn sie nicht nur existieren würden, sondern das leben, was sie wirklich wollen. Ich könnte alles noch besser beschreiben, wenn ihr wüsstet, wovon ich rede, aber das kann ich an dieser Stelle nicht. Es ist auch sinnlos. Weil es sowieso nie da ankäme, wo es aus mir herausschreit. Im Herzen.
Und so lebe wenigstens ICH weiter. Ich mache Dinge, die ich so oft „für Moni“ mache. Ich mache Dinge, von denen ich wüsste, dass sie so unsagbar stolz auf mich wäre. Ich bin dankbar, dass sie, der Freund und Jerry so ein großer Teil meines Lebens waren. Und immer noch sind.
Vielleicht ist Liebe der Sinn des Lebens. Aber mit ihr stand ich irgendwie immer auf dem Kriegsfuß. Das ist aber ein anderes Thema und darauf möchte ich hier nicht eingehen. Ich weiß nur, dass ich soviel Liebe in mir habe, dass ich ganze Kriege damit beenden möchte. Und ich habe auch da Angst, dass ich eines Tages darin ertrinken werde.
Aber vielleicht hilft mir das Buch da oben. Ich werde in den nächsten Tagen hineinschauen. Und vielleicht wirklich ein paar Antworten finden. Antworten, die mir helfen, den Tod zu verstehen. Das Leben zu meistern. Meine Kraft noch positiver anzuwenden. Die zwei Hälften in mir zu vereinen.
Ein Ganzes aus mir zu machen.
Und das, was mir gut tut, das was mich liebt, das was mich will wird den Weg zur mir finden. Da bin ich mir ganz ganz sicher. Denn Hoffnung muss man immer haben. Weil sie Lebenselexier ist. Und der Grundstein für so Vieles. Vor allem fürs (Über)-leben.