Eigentlich ist es noch gar nicht so weit, die „Lovely Words“ für den Februar 2008 zu küren, denn heute ist gerade mal der 9. Tag dieses Monats. Aber bereits jetzt habe ich einen Satz gefunden, der mich sehr rührt, BErührt, ANrührt, der mich zum Nachdenken anregt und den ich mehr als würdig finde, bereits jetzt einer meiner Lieblingssätze zu werden.
Ich habe zur Zeit das Das Goldene Buch der Liebe von Hans Kruppa auf meinem Nachttisch liegen. Ich möchte es Euch wärmstens ans Herz legen!! Schon allein deshalb, weil es nur noch Restposten gibt und es derzeit bei amazon für den Schnäppchenpreis von 4,99 Euro zu bekommen ist! Es ist ein gebundenes Buch mit 443 Seiten. Sieht nicht nur von außen wertvoll aus, sondern es ist auch von innen genauso wertvoll.
Hans Kruppa gehört ja ohnehin schon seit Jahren zu meinen Lieblingslyrikern der zeitgenössischen Liebeslyrik. Also habe ich viele Bücher von ihm. In diesem goldenen Buch gibt es wieder unzählige Texte über die Liebe und vor allem über den Mut, seine Liebe zu leben und vor allem auch sie zuzulassen. In fast allen seiner Texte finde ich mich wieder. Es ist, als würde er den Lesern einen Spiegel vorhalten, in den mal gerne schaut und in welchem man seinem Spiegelbild lächelnd zunickt und sagt „Ja, genauso ist es.“
Auf Seite 228 dieses Buches finden wir die Geschichte „Ungesagte Worte“, in welcher es darum geht, dass ein Mann einer Frau gerne etwas hätte sagen wollen, sich aber letztendlich nicht getraut hat. Leider gab es auch kein happy end bei dieser Geschichte, was wiederum daher rührte, dass der Mann eben den Mut nicht fand, dieser Frau etwas wichtiges zu sagen. Also war er verantwortlich für ein Drama, welches geschah und das einzig und allein deshalb, weil er zuvor nichts unternommen hatte. Hätte er etwas gesagt oder sein Leben verändert, hätte die Geschichte sich wohl zum Guten gewendet.
Am Ende der Geschichte zitiert Kruppa den berühmten Schriftsteller und Philosophen Voltaire mit dem Satz:
„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ Voltaire
Ich selber habe gerade diese Erfahrung gemacht. Nicht ich habe mich nicht getraut, irgendetwas zu sagen oder zu tun. Denn ich bin ein sehr offener Mensch und trage mein Herz auf der Zunge. Für mich gibt es fast nichts Wichtigeres, als über alles zu reden und seine Meinung zu äußern. Und ich bin der Meinung, dass es sich immer lohnt, für seine Träume zu kämpfen, denn immerhin haben wir nur dieses eine Leben. Und was hat man davon, wenn man im hohen Alter vor der Himmelspforte steht und sagen muss „Ich HÄTTE ja ein schönes Leben haben können, aber ich habe nichts dafür getan, dass es so wird, weil ich immer nur meinen Verstand habe walten lassen.“
In meinem Umfeld gab es nun eine solche Situation, in der ein Mensch das Leben eines anderen durch reines „Nichtssagen, Nichtstun und Nichtsändern“ beeinflusst hat. Die Situation beschäftigt mich sehr und ich erinnerte mich an diesen wundervollen Satz von Voltaire und an die Geschichte von Hans Kruppa.
Zufälligerweise schrieb ich auch in den letzten Wochen eine Kurzgeschichte, die sich in etwa mit dem selben Thema beschäftigt. (Diese könnt Ihr übrigens in der nächsten Woche auf der Seite www.philognosie.net nachlesen. Ich werde es aber noch rechtzeitig bekannt geben.)
Auch darin geht es letztendlich um „ungesagte Worte“.
Manchmal denkt man, dass es besser ist, Dinge die man denkt, nicht auszusprechen. In vielen Situationen ist dies auch vollkommen richtig, da eine Situation sonst vielleicht eskalieren würde. Aber man sollte sich Gedanken machen, ob es nicht besser ist, etwas zu sagen, als zu schweigen, wenn man sich denken kann, dass das ungesagte Wort Einfluss auf das Leben des anderen Menschen haben könnte. Wird sich das Leben des anderen nicht in eine vollkommen andere Richtung wenden, wenn man schweigt? Spielt man in dem Moment Schicksal?
Manchmal ist es tatsächlich so, dass wir Menschen ein kleines Stückchen Schicksal im Leben eines anderen Menschen sind. Auch wenn ich fest daran glaube, dass alles im Leben seinen Sinn hat und wir schon den richtigen Weg gehen werden, auch wenn wir mal falsche Entscheidungen getroffen haben. Auch die auswegloseste Begebenheit kann letztendlich einen Sinn haben. Den erkennt man aber nicht, wenn man sich genau in dieser Situation befindet. Den Sinn erkennt man erst viel später. Spätestens dann, wenn einem wieder Gutes widerfährt. Weil man weiß, dass man dieses „Gute“ nicht bekommen hätte, wenn man zuvor nicht durch das „Schlechte“ gegangen wäre.
Aber sollten wir doch immer daran denken, dass wir eben, wie Voltaire sagte, nicht nur für das verantwortlich sind, was wir tun, sondern eben auch für das, was wir nicht tun.
Mich wird dieser Satz noch eine ganze Weile beschäftigen und nachdenklich stimmen.
Vielleicht gibt es in Eurem Leben auch Dinge, die Ihr nicht getan habt und genau durch dieses „Nichtstun“ hat sich dann das Leben eines anderen Menschen in eine andere Richtung geschlagen. Ob es nun gut oder schlecht für den anderen war, merkt man oft erst viel viel später. Und manchmal sogar ZU spät.
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende.
Kossi, heute mal sehr nachdenklich, philosophierend und sentimental.










1 Kommentar
Hallo Andrea,
alleine durch unser Dasein beeinflussen wir viele Menschen in unserem Leben. Das ist aber ein fester Bestandteil der Evolution, der nicht wegzudenken ist.
Aber:
Ungesagte Worte, aber auch gesagte Worte, die letztendlich nicht in die Tat umgesetzt werden, sind zum großen Teil mit für die Verwirrungen des Lebens verantwortlich und das ist das eigentliche Drama…
Ungesagte Worte:
Wichtig ist, mit den Menschen zu reden / zu kommunizieren. Nur so kann man Missverständnisse, Fehlentscheidungen, Trauer, Eifersucht etc. vermeiden. Zu reden heißt jedoch nicht, dass man vorsagt was falsch / richtig oder gut / böse ist. Zu reden heißt auch nicht, dass man seine Meinung einer anderen Person aufdrückt. Dann „spiele“ ich wirklich Schicksal pur. Zu reden heißt „Hilfe zur Selbsthilfe“ geben (Beispiele, Visionen, Lebenserfahrung…). So kann dann jeder Mensch für sich selbst entscheiden, welchen Weg er einschlagen möchte. Auf diese Art hat jeder die Chance, sein Schicksal größtenteils (zu 100% geht nicht)selbst zu bestimmen. Die meisten Menschen neigen jedoch dazu, nicht zu helfen, sondern „vorzuschreiben“ (Schicksal zu spielen)… und das ist unmenschlich.
Gesagte Worte, die letztendlich nicht in die Tat umgesetzt werden:
Genauso schlimm und verhängnisvoll ist es jedoch, wenn ich es nicht schaffe, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Viele Menschen reden davon, was sie alles machen würden wenn… Sie müssten „nur“ handeln und schon würde ihr Leben ganz andere Wege gehen. Stattdessen werden sie immer verbissener und suchen die Schuld überall, nur nicht bei sich selbst. Am Ende vom Leben bleibt nur Verbitterung. Dabei hat es jeder Mensch selbst in der Hand!
Meine Erkenntnis:
Reden ist (über)lebenswichtig. Schicksal „spielen“ hat jedoch kein Mensch verdient. Wer „Hilfe zur Selbsthilfe“ als selbstverständlich betrachtet, ist dem wahren Leben ein Stückchen näher.
Gruss; Guido