Eine Mischung aus erlebtem, gefühltem und natürlich vieeeel fiktivem 😉
Wenn Frank anruft!
Samstag, irgendwann im August
6:00 Uhr: Ich wache auf. Die Sonne ist schon aufgegangen und hinterläßt ein paar Strahlen, die sich an der Wand in kleinen Rillen zu erkennen geben, denn die Jalousien sind nicht ganz runtergelassen. Ich wollte nicht unnötig lange schlafen, denn heute will FRANK anrufen!! Und wenn die Sonne in mein Schlafzimmer scheint, werde ich sehr früh wach. Und das ohne Wecker! So also auch heute.
Ich springe aus dem Bett und hüpfe galant unter die Dusche. Ich möchte alles erledigt haben, wenn der lang ersehnte Anruf kommt. Ich weiß ja nicht, ob Frank ein Frühaufsteher ist oder ein Langschläfer. Aber ich möchte gewappnet sein.
06:10 Uhr: Ich setze mich ins Auto und fahre zu unserem Mini-Markt, bei dem es schon ab 6 Uhr frische Brötchen gibt. Dann schnell wieder nach hause.
06:30 Uhr: Habe inzwischen gefrühstückt und sitze nun auf der Couch. Ich habe das Radio angeschaltet (RTL-Radio) und schaue mir meine Gardinen an. Der Telefonhörer liegt neben mir.
07:00 Uhr: Die Gardinen könnte ich eigentlich mal wieder waschen! Wenn ich sie aber jetzt abnehme, dann muss ich in den Keller! Und was ist, wenn Frank genau DANN anruft? Ok…. ich könnte den Hörer mit nach unten nehmen. Aber wenn es dann klingelt, wenn ich im Keller bin und ich dann sozusagen „mit ihm“ wieder nach oben gehe, könnte ich außer Atem kommen und ich mag es nicht, wenn jemand ins Telefon stöhnt und hechelt. Also verwerfe ich den Gedanken ans Gardinen waschen wieder.
08:00 Uhr: Inzwischen habe ich den Fernseher angeschaltet und zappe mich durchs Programm. Vom Nichtstun wird mir kalt und so decke ich mich mit meiner Kuscheldecke zu. Das bekommt Cleo, meine Katze mit, und es dauert nicht lange, da springt sie auf meinen Bauch und macht es sich dort gemütlich.
09:30 Uhr: Nachdem ich ca. 3945442743924 mal mit der Fernbedienung gezappt habe, ist die Batterie leer. Ich suche und suche und suche nach einer neuen. Aber…. ich finde keine…. ich könnte mich schnell ins Auto setzen und eine kaufen… und was ist, wenn Frank dann anruft???? Dann bin ich nicht da! Nein! Das kann ich nicht bringen.
10:00 Uhr: Ich bin mit dem Telefonhörer nach nebenan zu meinem Nachbarn gegangen und habe dort eine Batterie geschnorrt. Gleichzeitig gab er mir das Paket Zucker wieder, welches ich ihm vor einem Jahr geliehen habe. Es ist schön, so tolle Nachbarn zu haben.
11:30 Uhr: Frank hat immer noch nicht angerufen. Ob mein Telefon kaputt ist? Ich überlege. Es war schon mal kaputt. Damals. Als ein Freund von mir neue Fußleisten ans Laminat gemacht hat und so die komplette Telefonleitung 12 mal durchbohrt hat. Er konnte schließlich nicht wissen, dass das Telefonkabel direkt darunter verlief. Mein Dad wußte es aber! Nachdem ich ihn (über Handy) angerufen hatte um zu fragen, warum mein Telefon wohl nicht mehr ging, nachdem mein Bekannter gebohrt hatte, sagte er unschuldig „Da verläuft doch das Telefonkabel!!! Ähm… hatte ich das nicht gesagt?“ „NEIN PAPA, das hattest Du NICHT gesagt!!!“
Ok, das Kabel ist inzwischen aber repariert worden…. ich nehme mein Handy und wähle meine eigene Festnetznummer. Vielleicht hat die Telefongesellschaft ja ne Störung. Diddddeldiddelding…. diddddeldidddelding… es klingelt. Also funktionieren tut es schon mal.
12:30 Uhr: So langsam bekomme ich Hunger und schäle mir einen Apfel. Ich steh in der Küche, als ein großer LKW am Haus entlang fährt. Das Fenster ist auf und ich höre den ohrenbetäubenden Lärm. Oh je!!! Hör ich das Telefon überhaupt noch???? Wenn Frank jetzt anruft! Ich stürze in Nullkommanix ins Wohnzimmer, grabsche nach dem Hörer und nehme ihn mit in die Küche.
14:00 Uhr: Ich sitze wieder auf der Couch. Draußen scheint die Sonne. Mit Sicherheit hat die Temperatur bereits 30 Grad erreicht. Ich möchte aber nicht auf den Balkon gehen. Denn es könnte sein, dass wieder ein großes, lautes Auto draußen vorbeifährt und ich dann das Telefonklingeln nicht höre. Ich rufe noch einmal meine eigene Nummer vom Handy aus an. Es klingelt.
15:00 Uhr: Ich höre, wie Kinder draußen vorm Haus spielen…. und ich mache alle Fenster zu. Das Gekreische könnte das Telefonklingeln übertönen. Und die Fahrten mit den Bobbycars sind auch nicht gerade die leisesten.
16:00 Uhr: Frank hat immer noch nicht angerufen. Ok, vielleicht ist er beschäftigt. Sicher putzt er sein Auto. Würde ich sonst bei diesem tollen Wetter ja auch machen.
17:55 Uhr: Ich vernehme einen Klingelton! WAS IST DAS???? Jaaaa, mein Telefon klingelt!!!!! Wie gut, dass ich es direkt in meiner rechten Hand halte! Ich brauche nur auf den kleinen blauen Knopf drücken und nehme das Gespräch an. Ich räuspere mich kurz, setze mich gerade hin…
„Schwärzenbach?“
„Huhuuuu Isa, Sylvie hier! Ich wollte fragen, ob ich nachher mal vorbeikommen soll!“
„Ähm… heute ist schlecht… ich hab noch was vor!“
„Ach ja. Was denn?“
„Ich… ähm… muss Gardinen waschen!“
„Jetzt noch???? Es ist doch schon fast abends!“
„Na und? Die Gardinen sind halt auch abends mal schmutzig“
„Mh… schade….“
Mir fällt ein, dass Frank genau in dem Moment anrufen könnte, in dem ich mit Sylvie telefoniere!!!! Und dann wäre BESETZT!!!! Oh Gott!!
„Du Sylvie, ich muss ganz schnell auflegen! Ich hab Durchfall!“
Klack – aufgelegt.
Ich werde ihr später ne SMS schicken und schreiben, dass ich noch ne Stunde auf dem Klo saß. Und dann doch nicht mehr zum Gardinenwaschen gekommen bin. Dann war wenigstens nur die Hälfte gelogen.
20:00 Uhr: Ich öffne vorsichtig die Balkontür. Die Straße ist ruhig. Aber was rieche ich da? Einen Grill? Gebratenes Fleisch? Ich höre Leute lachen und schaue vorsichtig über die Balkonbrüstung.
Genau in dem Moment schaut mein Nachbar Tom hoch.
„Hey Isa, hast Du Lust runterzukommen? Wir grillen!“
„Ähm… Du… is ganz schlecht heute“
„Ach komm, hab Dich nicht so! Wir haben nette Leute zu Besuch. Könnte ein sehr lustiger Abend werden!“
„Nee Du… ich hab….“ ich überlege… was sag ich? Was sag ich?
Ich flüstere „Du, ich hab Durchfall! Is echt schlecht heute!“
„DURCHFALL????? Oh je Du arme!“
Erst jetzt entdecke ich die anderen Menschenköpfe, die sich unten im Garten tummeln. Alle starren mich an. Ich stehe auf dem Balkon, grinse, bin knallrot im Gesicht und sage höflich „Ähm… guten Abend! Ich werd dann mal….“
Ich schließe die Balkontür, mache die Jalousien runter und setze mich wieder auf die Couch. Den Telefonhörer halte ich immer noch in der Hand, aber ich wechsel die Position, indem ich ihn aus der rechten Hand in die linke gebe.
Gelangweilt schaue in mich in meiner Wohnung um. Auf Fernsehen habe ich keine Lust. Auf Musikhören auch nicht. Also werde ich wohl lesen. Das lenkt ab und läßt die Zeit vergehen. Was Frank wohl gerade macht? Ob er an mich denkt? Was wird wohl dazwischengekommen sein? Hoffentlich ist ihm nichts passiert.
22:00 Uhr: Irgendwie müde und schlaftrunken wandere ich vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer…. ich zähle Schafe… 1, 2, 3…. und dann falle ich in tiefen Schlaf.
Sonntag, immer noch irgendwann im August
09:00 Uhr: Ich schrecke aus dem Schlaf hoch. Weil ich ein Piepen höre. Es kommt aus meiner linken Hand. AUS MEINER LINKEN HAND??? Wie geht das denn? Ich schaue nach und sehe direkt den Telefonhörer. Das Akku-Symbol blinkt. Der Akku ist leer. Na toll. Und wie lange schon? Was, wenn er schon die ganze Nacht leer war, ich das Piepen aber nicht gehört hatte, weil ich so tief und fest geschlafen hatte? Vielleicht hat Frank in der Zwischenzeit angerufen. Vielleicht mitten in der Nacht. Weil er eine solche Sehnsucht nach mir hatte. Oh. Mein. Gott. Ich habs vermasselt!!
10:00 Uhr: Es klingelt an meiner Wohnungstür. Ich drücke auf und vor mir steht Sylvie. Ihr Mann Fred und die beiden Kiddies hinter ihr. Alle braun gebrannt.
„Isa, gehts Dir immer noch schlecht? Du schaust so blass aus! Wir waren den ganzen Tag im Garten gestern und sind alle schön braun geworden! Ist alles ok bei Dir?“
„Joa, ich denke schon Sylvie. Mein Problem ist nur: Ich bin Single. Da is man schon mal blass……“
Was ich nicht sage ist, was ich denke: „Wenn man auf einen wichtigen Anruf wartet, sollte man alles dafür tun, diesen nicht zu verpassen. Man wird sonst nie erfahren, was passiert wäre, wenn der Anruf rechtzeitig gekommen wäre!
Montag, und immer noch August
10:00 Uhr: Ich sitze an meinem PC und checke meine Mails. Aaaaah, da ist ja eine von Frank!!!!
„Liebe Isa, ich habe am Samstag festgestellt, dass ich Deine Nummer nicht im Telefon gespeichert hatte. Könntest Du sie mir bitte nochmal geben?
Ich hoffe, Du hast jetzt nicht meinetwegen den ganzen Samstag neben dem Telefon gehockt……….“
„Lieber Frank, nein nein um Gottes Willen! Ich war eh beschäftigt! Habe alle Gardinen gewaschen. Dann war ich draußen! Den ganzen Tag! Ich habe die Sonne genossen, mit den Kindern auf der Straße gespielt und abends war ich noch zum Grillen und habe mit supernetten Leuten die halbe Nacht draußen gesessen! Da hätte ich das Telefonklingeln sicher eh nicht gehört!“
Bis bald,
Eure Isa…. wie Pisa, nur ohne P
© Andrea Koßmann, irgendwann im August
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Isabell (genannt Isa) Schwärzenbach wird Euch demnächst noch öfter mit ihren Stories „beglücken“. Sie ist Mitte 30 und nicht Ende 30. Da legt sie Wert drauf!! Außerdem ist sie Single, ein wenig durchgeknallt, manchmal naiv aber dennoch nicht gerade auf den Kopf gefallen, und sie würde alles dafür tun, DEN Mann für´s Leben endlich kennenzulernen. Ansonsten ist sie aber ganz ok, erlebt viele Dinge, die einfach erwähnenswert sind und ich finde sie zudem äußerst interessant!
Deshalb habe ich sie als Kolumnen-Schreiberin engagiert! Ab und zu wird sie Euch Geschichten aus ihrem Leben berichten. Ähnlichkeiten mit noch lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind natürlich beabsichtigt und werden Eure Phantasie ankurbeln. Es ist nicht alles Gold, was glänzt und noch lange ist nicht alles real, was so scheint 😉










2 Kommentare
Was ist nun fiktiv und was wirklich passiert?
Ich weiß es, ich weiß es. Keine Sorge Kossi, ich verrate nix und bin ein geschlossenes Buch. Nichtmal Mailanfragen an dirki@kossis-welt.de würde ich beantworten…! 😉
Habe Dein Schweigegeld gerade online überwiesen! 5-stellig. Wie immer!
Ich geh jetzt…. Gardinen waschen 🙂